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Rondriane
fleißiges Mitglied
  
121 Beiträge |
Erstellt am: 30 May 2004 : 14:36:16 Uhr
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Die drei Reiter waren schon im Morgengrauen aufgebrochen und sie trabten ohne Eile über die königliche Straße nach Norden. Das Wetter war ebenso gut wie die Straße, und es war eine Lust, durch das frühlingsgrüne Land zu reisen. "Was meint Ihr, Herrin? Wie lange brauchen wir noch bis Tiefhusen?" Rondriane schüttelte lachend den Kopf. "Bist du das Reisen denn schon leid, Coleen?" "Nein, das nicht, aber..." Die junge Frau richtete sich so gut es ging in den Steigbügeln auf und versuchte, ihre Sitzposition wenigstens so weit zu verändern, dass die Stellen, die gerade am meisten schmerzten, etwas entlastet wurden. "Du wirst noch viel Zeit haben, dich an den Sattel zu gewöhnen", meinte die Kriegerin schmunzelnd. "Bis Tiefhusen sind es noch fast sechshundert Meilen." "Dann sind wir ja noch mindestens..." Sie überlegte, versuchte, ihre Finger zu Hilfe zu nehmen und gab schließlich auf. "Das dauert ja noch ewig, bis wir dort sind." "Zehn oder zwölf Tage, wenn wir nicht aufgehalten werden", half Reinwulf aus. "So lange noch...?" Coleen war hell entsetzt. "Wäre es denn da nicht besser gewesen..." "Psst, still!" Rondriane und der Wachmann parierten ihre Pferde fast gleichzeitig durch. In der Ferne hörten sie Hufschläge, die rasch näher kamen, und der dunkle Fleck auf der Straße wurde schnell größer. "Wir sollten die Straße verlassen..." Reinwulf blickte sich nach einem Gebüsch oder nach Bäumen um, hinter denen sie in Deckung gehen konnten, doch die Heerführerin winkte an. "Wenn ich mich nicht täusche, dann trägt der Reiter das Wappen des Königs." Der Wachmann kniff die Augen zusammen und blinzelte gegen die Sonne. "Ihr habt recht. Es scheint ein königlicher Bote zu sein... - ein sehr eiliger Bote, übrigens."
Es dauerte nur wenige Minuten, bis der Reiter heran war. Von weitem bedeutete ihnen der junge Mann, den Weg freizugeben, doch als er das Wappen auf den Schabracken der Pferde erkannte, parierte er seinen schweißnassen Renner zum Halten durch. "Fürstedle Rondriane von Sappenstiel?" Die Kriegerin ließ ihren Fuchs einen Schritt vortreten. "Das bin ich." "Eure Exzellenz!" Der Bote war aus dem Sattel gesprungen und kniete im Staub der Straße nieder. "Bitte folgt mir nach Nostria Stadt. Eure Heimat braucht Euch. Die Blaue Keuche hat das gesamte Königshaus dahingerafft. Die Stadt steht unter Quarantäne, aber die Menschen haben Angst. Sie wollen nicht in ihren Häusern bleiben, solange die Seuche umgeht. Als ich fortgeritten bin, patroullierten bewaffnete Truppen in den Straßen, um die Bürger an der Flucht zu hindern, damit sie nicht den Keim dieser schrecklichen Krankheit über ganz Nostria verbreiten. Aber wer weiß, wie lange die Kommandanten noch die Ordnung aufrecht erhalten können, denn die Soldaten haben ebenfalls Angst..." Rondriane musste keine Sekunde überlegen. "Reinwulf, du reitest mit Coleen auf den schnellsten Weg wieder nach Hause. Hinter euch werden die Burgtore verschlossen. Niemand darf herein oder hinaus, bis die Quarantäne wieder aufgehoben ist." Ohne seine Antwort abzuwarten, wendete sie den Fuchs und folgte dem Boten zurück nach Nostria."
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Sicher wird nicht alles besser was man ändert, aber sicher ist, dass nichts besser wird was man nicht ändert! |
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Reinwulf
Junior Mitglied
 
86 Beiträge |
Erstellt am: 03 Jun 2004 : 21:43:23 Uhr
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Auf der Strasse von Tiefhusen nach Harmlyn....
Kurz nachdem Rondriane die beiden nach Hause geschickt hat.....
"Vorwärts Coleen, jede Minute ist kostbar !"
Reinwulf treib seinen Tobimora-Falben an, der ihm als einziges noch aus der alten Heimat verblieben ist. Seine Gedanken reiten ihm voraus, er macht sich Sorgen um Harmlyn. Seine Laune, welche sich gerade ein wenig verbessert hatte, verdüstert sich mit jeder Meile, die er und Coleen in Richtung Süden zurücklegen.
"Nun, soviel zum Thema Erholung. Nicht mal ein paar freie und unbeschwerte Tage gönnen mir die Götter."
Am liebsten würde er sein Pferd wenden und in Richtung Tobrien reiten, in die Heimat, welche keine mehr ist.... Stattdessen treibt er sein Tier nach Süden, besorgt darum die Burg vor der Blauen Keuche zu erreichen. Dieser furchtbaren Krankheit, die Harmlyn erst vor kurzem fast entvölkert hatte...
"Wir müssen Vorräte in die Burg schaffen, nach dem grossen Auftrieb zur Lehensvergabe sind diese fast aufgebraucht..."
Richtung Süden und Richtung Alena und Answin...
"Ihr Götter gebt das Alena nichts geschieht !"
Ihr und Answin jr., den er fast wie einen eigenen Sohn liebt... und natürlich Rondriane, aber auch Severin, Anders und den anderen Freunden. Selbst für den zwielichten Rondolf betet er ein kurzes Gebet zu den Zwölfen, schliesslich hat er bei Rondolf noch eine Ehrenschuld offen....
"Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte mich der Gerichtsbarkeit der Inquisiton unterwofen, anstelle mich bei dem Inquisitor zu entschuldigen. Dann müsste ich mir wenigstens keine Sorgen mehr machen..."
Mit Schaudern denkt er an die Minuten zurück, als er dem Inquisitor das Schwert an den Hals hielt, um ihn davon abzuhalten, das Ritual - mit dem Answin ins Leben zurückgeholt wurde - zu stören.
"Vielleicht hätte ich ihn einfach durchlassen sollen, dann bräuchte ich mir über Answin heute keine Sorgen mehr zu machen...."
Woher nur solche Gedanken kommen... Sie stehen ihm nicht zu ! Schliesslich hat er Alena einstmals die Treue als Ritter und Lehnsmann geschworen. Aber auch Rondriane hatte er einen Diensteid geschworen... Nun, dieses Problem liess sich sicherlich mit einem Gespräch unter sechs Augen lösen. Aber bis dahin musste Rondriane erst einmal Heil aus der Hauptstadt zurückkehren.
Er hätte Rondriane begleiten sollen... Sie würde ihn sicher dringender brauchen als Burg Harmlyn. Alena war schliesslich zur Zeit die Burgherrin. Normalerweise wusste sie was zu tun war...
"Aber zur Zeit hat sie nicht gerade einen klaren Kopf. Ist ja auch kein Wunder...(Zensiert)"
Nun, wenn er und Coleen erst einmal auf der Burg eingetroffen waren, würde er sich zusammen- reissen müssen. Alena sollte nicht bemerken, was er wirklich für sie empfand.
"Sie hat genug Probleme am Hals... auch ohne mich."
Vielleicht sollte er Harmlyn wenigstens für einige Zeit verlassen, wenn die Seuche erst vorbei war..
"Ein kleiner Spähtrupp nach Schwarztobrien wäre wirklich angebracht... Vielleicht kann man etwas über Perainors Absichten herausfinden."
Aber das waren Aufgaben für später. Erst einmal galt es Harmlyn zu isolieren und einige Wochen auf engstem Raum mit Alena und Answin zu überstehen..... |
Reinwulf von Vinenheim
--------------------- Es ist besser vor Freude zu Weinen, als sich über Weinen zu freuen. |
Bearbeitet von: Reinwulf am: 03 Jun 2004 21:50:46 Uhr |
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Rondriane
fleißiges Mitglied
  
121 Beiträge |
Erstellt am: 10 Jun 2004 : 16:23:33 Uhr
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Rondriane ritt, als wären ihr sämtliche Heshtotim auf den Fersen. Der Bote war weit hinter ihr zurück geblieben, aber ihr Pferd schien genau zu wissen, wie eilig sie es hatte. Der junge Fuchshengst ließ in seinem Eifer nicht nach, bis sie spät am Abend eine Pferdewechselstation an der königlichen Straße erreichten. Der Wirt blinzelte zunächst sehr sauertöpfisch aus dem Fenster seiner Kammer über dem großen Tor, doch als er das Wappen auf der Schabracke des späten Gastes erkannte, sputete er sich, wieder in seine Hosen und in die derben Stiefel zu kommen. "Ihr könnt Euer Pferd da drüben anbinden, Euer Exzellenz, und mir direkt in die Gaststube folgen." Er deutete auf die offene Tür, neben der eine Laterne im Wind schaukelte. "Der Stallknecht wird sich um Euer Tier kümmern." "Lass den Knecht schlafen", entgegnete die Frau kurz angebunden. "Ich versorge mein Pferd schneller selbst. - Finde ich im Stall auch Decken für ein Nachtlager?" "Ihr werdet doch nicht im Stall übernachten wollen, Euer Exzellenz?!" Selbst im Dunkeln erkannte Rondriane die Bestürzung in den bärtigen Gesicht. "Es wäre mir eine Ehre, Euch meine eigene Kammer zur Verfügung zu stellen, wenn sie nicht schlechter wäre, als meine Gästestuben. Die größte und ruhigste Schlafkammer habe ich gerade an einen Kaufmann vermietet. Aber Ihr müsst nur befehlen, dann werde ich ihn sofort aufwecken und ihm sagen, dass er mitsamt seinem Kram in das Zimmer nebenan ziehen soll." "Der Mann hat seine Nachtruhe ebenso nötig wie ich." Mit einem Seufzer der Resignation nickte die Kriegerin. "Aber macht mir meinetwegen eine Gästestube in der Nähe des Hofes zurecht, und stellt mir irgendetwas zu essen in die Küche. Morgen muss ich vor Tag und Tau weiter..." |
Sicher wird nicht alles besser was man ändert, aber sicher ist, dass nichts besser wird was man nicht ändert! |
Bearbeitet von: Rondriane am: 10 Jun 2004 16:24:54 Uhr |
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